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Art Deco - Kunstgattung eines neuen Lebensgefühls

"Art Deco" ist die Kurzform des französischen Begriffs "art décoratif" und bedeutet übersetzt so viel wie "dekorative Kunst". Es handelt sich dabei um eine künstlerische Bewegung aus der Zeit von den frühen 1910ern bis in die späten 1930er. Sie befasste sich mit der Formgebung von Kunstobjekten und Alltagsgegenständen. Zum Beispiel von Kleidern und Schmuck, Möbeln, Fahrzeugen und Gebäuden. Anders als etwa bei der Renaissance, beim Rokoko oder beim Jugendstil fehlen beim Art Deco einheitliche Stilelemente. Es geht vielmehr um einen Aufbruch aus der verstaubten Tradition. Art deco schlägt eine gestalterische Brücke zwischen der Eleganz der Formen, kostbaren Materialien, der Leuchtkraft von Farben und einer neuen Sinnlichkeit. Die Bewegung richtet sich gegen die Massenproduktion von Dingen, deren einziger Sinn ihre Zweckmäßigkeit ist. Alles soll besonders, soll schön und kostbar oder wenigstens einzigartig sein. Dekorative Elemente sind beim Art Deco von herausragender Bedeutung. Ganz charakteristisch sind stilisierte florale und organische Motive. Aber auch ganz klare geometrische Formen und neue Werkstoffe sind Teil des Art Deco. Die Strömung verkörperte ein ganz neues exklusives Lebensgefühl.

Wann und wo entstand Art Deco?

Ein Ursprung des Art Deco liegt in Wien. Dort gründeten Fritz Wärmdörfer, Josef Hoffmann und Koloman Moser 1903 eine Werkstätte für elegante Inneneinrichtungen. In ihr wurden die Grundlagen für den Stil jener Möbel und Accessoires geschaffen, die 22 Jahre später Art Deco genannt wurden. Der englische und schottische Jugendstil hatte dabei großen Einfluss auf die Gründer des Art Deco.

1925 fand dann in Paris eine Weltausstellung für Industriedesign und Kunstgewerbe unter dem Namen "Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes" statt. Nach ihr wurde der Art Deco Stil benannt. Als revolutionäre Neuheiten der internationalen Avantgarde zeigte die Ausstellung aber auch Sperrholzmöbel oder eine von Le Corbusier entworfene "Wohnmaschine".

Der beginnende Zweite Weltkrieg beendete das Zeitalter des Art Deco. Die Zeiten waren zu schlecht für die von ihm betriebe Zurschaustellung von Luxus und üppiger Dekoration. Trotzdem hat es zu allen Zeiten Liebhaber des Art Deco gegeben. Heute kann sich jeder Kunstfreund mit gut erhaltenen Originalen oder perfekten Nachbildungen im Art Deco Stil einrichten.

Welche Bereiche gehören zum Art Deco?

Grob unterteilt lässt sich Art Deco in zwei große Bereiche unterteilen, die Architektur und das Industrie-Design für Gebrauchsgegenstände. Doch auch Kunstwerke entstanden im Stil des Art Deco. Skulpturen vor allem, daneben Grafiken und Gemälde.

Architektur im Art Deco

In der Architektur gibt es wie sonst im Art Deco keine eindeutigen Stilmerkmale. Trotzdem teilen sich Gebäude des Art Deco Gemeinsamkeiten. Sie verwenden Elemente vergangener großer Epochen und elegante Formen.

Auch heute noch finden sich überall auf dem Globus ganze Straßenzüge und Stadtviertel, aber auch einzelne Gebäude, die diese ganz besondere Eleganz verströmen. Ein Beispiel ist die französische Stadt Reims, die nach schweren Zerstörungen im ersten Weltkrieg fast vollständig im Art Deco Stil wieder aufgebaut wurde. Auch die neuseeländische Küstenstadt Napier und die Hauptstadt Eritreas, Asmara, sind zu fast hundert Prozent ein Produkt des Art Deco. Bekannt sind auch das Art Deco Viertel in Miami-Beach/USA und die Art Deco Gebäude in der Stadt Bandung auf West-Java. Die berühmtesten Art Deco Gebäude der Welt sind das Crysler Building in New York, das Le Grand Rex, ein Pariser Theater und Kino, und das Theatro Eden in Lissabon. In Deutschland sind besonders das Berliner Renaissance Theater und das Grassi-Museum Leipzig bekannt.

Gebrauchsgegenstände und Kunstobjekte zwischen Jugendstil und Funktionalismus

Bei den Gebrauchsgegenständen und Kunstobjekten bewegt sich Art Deco zwischen dem vorhergehenden Jugendstil mit seinen rankenden floralen Formen und den geometrischen Elementen des Funktionalismus mühelos hin und her. Üppige reiche Dekoration ist genauso kennzeichnend wie edles Material, zum Beispiel Silber, Bronze, Elfenbein, Perlmutt, Kristall, Ebenholz oder exotische Lederarten.

Das Industrie-Design verwendet völlig neue Materialien wie Kunststoffe und Metalle mit Chromüberzug. Autos werden im Art Deco stromlinienförmig und windschnittig. Kleider zeigen entweder florale Muster oder klare geometrische Formen. Sie bestehen aus kostbaren Stoffen wie Brokat und Seide mit verschwenderischem Spitzenbesatz und aufwändiger Bestickung.

Art Deco Gemälde - Eleganz und Dynamik

Von Eleganz und edlen neuartigen Materialien wie Aluminium oder Chromstahl geprägt, entwickelt das Art Deco eine typische Extravaganz. Die Art Deco Malerei greift die neu entstandene Dynamik auf und zeichnet sich in unbeschwerten und sinnlichen Motiven ab. Art Deco Gemälde zeigen dabei eine gestalterische Perfektion von kräftigen Farben und schwungvollen Formen, wie sie zum Beispiel von dem expressionistischen Künstler Henri Matisse oder der Stilrichtung Fauvismus bekannt sind. Vom Stilvorgänger, dem Jugendstil, überlebt im Art Deco die Verspieltheit. Sie drückt sich zum Beispiel in üppigen Blumenmustern aus. Typische Art Deco Gemälde tragen zudem einen kräftigen Farbanstrich, oft in flächigem Auftrag. Manches Mal entsteht durch diese Art der Malerei ein plakativer Eindruck, der durch den bewussten Verzicht von Natürlichkeit und Schatten erreicht wird.

Weiteren Einfluss erhält die dekorative Kunst des Art Deco von der kubistischen Malerei. Von ihr übernimmt das Art Deco das Zerteilen von Formen. Im Großen und Ganzen bedient sich die Kunstrichtung einer klaren und zugleich schlichten Formsprache, die stets die von Glamour geprägte Lebensart der Goldenen Zwanziger widerspiegelt.

Berühmte Gemälde des Art Deco

Es gibt eine Vielzahl an Künstlern, die für die Gattung des Art Deco als wegweisend gelten. Aus diesem Grund sollen an dieser Stelle nur wenige sehr bedeutende Maler hervorgehoben werden. Einer von diesen ist der aus St. Petersburg stammende Erté, auch unter dem Namen Romain de Tirtoff bekannt. Berühmtheit erlangten seine Art Deco Gemälde mit den Titeln "Glamour", "Sunrise", "Gala", "Monaco", "Vell Gown", "Faubourg St. Honore", "Directoire", "Place de l’opera" oder verschiedene Ausführungen seines Werks "Evening Dresses and Curtains". Als Illustrator, Modedesigner und Bühnenbildner gilt Erté als einer der wichtigsten Repräsentanten des Art Deco. Sein von Kubismus geprägter Stil verbindend sich mit dem exotisch anmutenden Dekorativismus.

Eine begnadete Art Deco Malerin war die gebürtige Polin Tamara de Lempicka. Ihre künstlerischen Werke tragen die Bezeichnung "Mädchen in Grün" oder "Young Lady with Gloves", "Die Schläferin", "The Beautiful Rafaela", "Eva und Adam" oder "Tadeusz Lempicki". Tamara de Lempicka wurde als das Gesicht des Art Deco Kunststils angesehen. Sie gewann viele Anhänger mit ihrer Schönheit und dem Schönen, das sie schuf. Ihre Art Deco Malerei vereinte eine gewisse Kühle, Eigenschaften der Renaissance und des Kubismus miteinander. Gekonnt fügte Lempicka den Kompositionen einen Hauch von Sinnlichkeit und glamourösem Schauspiel hinzu, was den Nerv jener Zeit auf den Punkt traf.

 Weitere Art Deco Gemälde verdankt die heutige Zeit dem französischen Maler George Barbier. In Nantes geboren, schuf der Illustrator und Modeschöpfer des Art Deco wertvolle Kunstobjekte wie "Verliebte im Schnee", "Farewell", La vie Parisienne", "Fashion Plate Depicting Ladies in Redfern Evening Dress and Borromean Isola Bella in the Background", "Falbalas Et Fanfreluches" oder "L’Envie". Er fertigte ferner eine Anzahl an sogenannten George Barbier Illustrationen, die großen Anklang in der Art Deco Bewegung fanden.

Figuren und Skulpturen im Art Deco

Die Formen der Figuren und Skulpturen zeichnen sich durch eine besondere Eleganz aus. Starke Farben, aber auch leichte Pastellfarben sind Bestandteil des Art Deco. Architektur, Malerei sowie Skulpturen setzen auf Sinnlichkeit. Neue Materialien wie Stahl oder Bakelit treffen auf ältere kostbare Materialien wie Marmor, Bronze oder Gold.

Solche Kontraste, vor allem aber hohe Qualität sind wichtige Merkmale von Art Deco Figuren und Malerei. Florale Elemente dominieren. Was dem Art Deco aber die besondere Note verleiht, sind die klaren Linien und geometrischen Formen.

Tänzerinnen - die berühmtesten Figuren

Die größte Gruppe von speziellen Art Deco Figuren bilden Tänzerinnen. Diese Figuren zeigen die schlanke Weiblichkeit von tanzenden Frauen in voller Sinnlichkeit. Die Tänzerinnen werden sowohl nackt als auch bekleidet sowie in verschiedenen Körperhaltungen dargestellt. Dadurch fällt auf den ersten Blick auf, dass es sich bei diesen Art Deco Skulpturen um Tänzerinnen handelt.

Die Materialien, aus denen die Figuren bestehen, sind breit gefächert: Von Porzellan über Marmor bis hin zu Bronze. Die Tänzerinnen bleiben meist schlicht in der Farbe des verwendeten Materials. In einigen Fällen weisen sie starke Farben auf. Auch Elemente aus Glas, Perlmutt oder Gold verzieren diese Figuren, um die Kostbarkeit dieser Objekte zu betonen. Die häufigste Materialzusammenstellung solcher Art Deco Figuren sind Bronzefiguren auf einem Sockel, der meist aus Marmor besteht. Neben zarten Tänzerinnen gibt es auch Tiergestalten, die das Art Deco vermehrt aufgreift. Sie zeigen sehr häufig starke Farben und sind selten in der ursprünglichen Materialfarbe belassen. Vor allem Raubtiere wie Tiger, Wölfe oder Greifvögel verwandelt das Art Deco zu Skulpturen.

Welche Rolle spielen Figuren und Skulpturen im Art Deco?

Art Deco Kunst ist durch Sinnlichkeit und Schönheit gekennzeichnet. Auch wenn Art Deco Skulpturen über die reine Funktion hinausgehen sollen, können sie dennoch eine Alltagsfunktion besitzen. So gibt es zum Beispiel Figuren, die als Bestandteil einer Lampe oder von Möbeln gefertigt wurden. Die überwiegende Mehrheit der Figuren und Skulpturen wurde allerdings zu rein dekorativen Zwecken erschaffen. Die Art Deco Figuren verkörpern modernes Design und spiegeln auch das neu erworbene Selbstbewusstsein der Frauen wider, indem das leitende Motiv die Tänzerin ist oder auch allgemein die Weiblichkeit.

Eine der berühmtesten Art Deco Skulpturen ist "Die Tänzerin" des rumänischen Bildhauers Dumitru Haralamb Chiparus. Sie zeigt eine Revuetänzerin, die sehr verführerisch in ihrer Haltung wirkt und durch eine besondere Schönheit gekennzeichnet ist. Sie besteht aus Bronze auf einem dunklen Marmorsockel und zeigt Details wie Arm- und Haarschmuck. Die Kunstgattung Art Deco dokumentiert mit ihren Figuren ganz besonders die Veränderungen in der Gesellschaft, vor allem das Erstarken der Frauen und prägt so die Zeit zwischen den zwei Weltkriegen mit ihren Hochs und Tiefs.

Art Deco Skulpturen und ihre Schöpfer

Da sich Art Deco von der reinen Alltagsfunktion abwendet und den Fokus auf Sinnlichkeit, Dekoration und allgemein das Schöne legt, haben Figuren und Skulpturen innerhalb der Kunstgattung einen besonderen Stellenwert eingenommen. Dabei ist der Schöpfer einer Skulptur häufig namentlich nicht so bekannt wie die Skulptur selbst.

Dumitru Haralamb Chiparus und die Tänzerinnen

Der bedeutendste und berühmteste Schöpfer der schönsten Skulpturen innerhalb des Art Deco ist der gebürtige Rumäne Dumitru Haralamb Chiparus. Die von ihm geschaffenen cryselephantinen Skulpturen – aus Elfenbein mit metallischen Auflagen bestehend – gehören zu den wichtigsten Werken der Epoche. Vorbild seiner Figuren waren überwiegend Tänzerinnen des berühmten russischen Balletts. Er wollte der modernen Frau der 20er Jahre huldigen und legte daher besonderen Wert auf detailreiche Arbeit und hochwertige Materialien. Bei der Herstellung seiner Art Deco Skulpturen hat er mit Bronze, Elfenbein und Emaille gearbeitet. Die feinen Gesichter der dargestellten Damen sind stark stilisiert und die überaus schlanke Erscheinungsform ihrer Körper bestechen durch delikate Schlichtheit und noble Eleganz. Eine Skulptur oder Figur von Chiparus gehört heute zu den Werken dieser Epoche, die die höchsten Preise erzielen.

"Die Tänzerin" Chiparus‘ gehört in ihrer elegant grazilen Haltung zu den bedeutendsten Kunstwerken des Art Deco. Ebenso exquisit wie einzigartig in ihrer Ausstrahlung ist die durch die ägyptischen Königsgräber inspirierte "Ägyptische Tänzerin". Sie besticht durch das feine Elfenbein und die kostbare in rot-gold gehaltene Robe, die wirkungsvoll um ihre Hüften drapiert ist. Zusätzlich zu den vom Ballett inspirierten Tänzerinnen gelten auch seine Skulpturen von Kindern als wichtige Kunstobjekte des Art Deco. Dies vor allem deshalb, weil seine erste Serie von Kinderskulpturen noch ganz unter dem Eindruck des Realismus stand.

Im Vergleich zwischen ihnen und den später geschaffenen Tänzerinnen lässt sich die Entwicklung der Kunstgattungen weg vom Realismus und hin zum Art Deco vortrefflich nachvollziehen.

Ferdinand Preiss und das Elfenbein

Der deutsche Ferdinand Preiss hat sich als Elfenbeinbildhauer zu einem der führenden Künstler des Art Deco entwickelt. Seine Hauptschaffenszeigt begann 1910 und endete 1943 mit seinem Tod. Durch das von ihm bearbeitete Material Elfenbein traf er den Nerv des Art Deco und wurde schnell zu einem wichtigen Künstler dieser Zeit. Seine feinen Arbeiten bestanden vorrangig aus Bronze, die er kunstvoll bemalte und in Kombination mit geschnitztem Onyx und Elfenbein veredelte. Während der Kriegsjahre schaffte er einen Teil seiner Kunstwerke nach England und in die USA. In England baute er schließlich eine kleine Werkstatt auf.

Bedeutende Werke von Preiss tragen Namen wie "Sitzender Akt", "Diana", "Feuertanz" und "Schleiertanz".

Bruno Zach und die Erotik

Ein weiterer wichtiger Künstler der Sparte Art Deco Skulpturen ist der Ukrainer Bruno Zach. Nach seiner Migration nach Österreich studierte er an der Wiener Akademie unter Leitung von Hans Bittlicher und Josef Müllner. Die Art Deco Statuen aus Bronze und Elfenbein von Bruno Zach, der auch teilweise mit "Tuch" signierte, präsentieren sehr schlanke dominante Frauen mit starker erotischer Ausstrahlung. Besonders sei hier die Statue mit sado-masochistischem Thema "Domina mit Reitgerte" / "The Riding Crop" zu nennen. Weitere bedeutende Werke von Bruno Zach der Gattung Art Deco Skulpturen sind "Lady at Phallus", "Frau mit Hund und Bogen", "Kicking Girl" und "Nude Woman Strip". Der Originalguss der "Domina mit Reitgerte" erzielte bei einer Auktion im Jahre 2011 über 150.000 $. Die Werke von Bruno Zach sind ungebrochen beliebt und begehrt.

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