Budapest als kulturelle und künstlerische Hochburg
Ungarn war zur Zeit der Jahrhundertwende noch Teil des Königreichs Österreich-Ungarn und Schauplatz zahlreicher Konflikte, die aufgrund der vielen im Staat ansässigen Völker immer wieder aufflammten. In dieser Zeit entwickelte sich Budapest trotz aller Widrigkeiten zu einem Zentrum für Kunst und Kultur. Noch heute ist diese Geschichte Budapests an den zahlreichen Museen und Galerien erkennbar. Das Museum der Bildenden Künste am Heldenplatz, die Kunsthalle, die Nationalgalerie im Burgpalast und der Palast der Künste zeugen von dem bewegten kulturellen Leben der Stadt. In diesem Umfeld wuchs Alex Kéléty vermutlich auf.
Auf der Suche nach Nährboden für die Kreativität
Kéléty verließ zum Ende des Ersten Weltkrieges die gebeutelte Region. Es zog ihn nach Frankreich, wo er mehr über Kunst und das Kunsthandwerk lernen wollte. In Toulouse fand er einen geeigneten Lehrer. Die Stadt im Süden Frankreichs ist Standort zahlreicher Universitäten und Hochschulen, darunter auch der École supérieure des beaux-arts de Toulouse. Das bekannte Vorbild dieser Hochschule für Bildende Künste ist in Paris angesiedelt. In Toulouse wurde Kéléty Schüler des ebenfalls ungarischen Künstlers Imre Simay (1874-1955), der als Maler und Graveur aktiv war. Später wechselte Kéléty an das Pariser Pendant der Hochschule.
Ausstellungen im Pariser Salon als Startschuss für die Künstlerkarriere
Kéléty widmete sich vornehmlich den neuen Künsten und wurde zu einem Vertreter des Art déco, einer Kunstströmung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen künstlerischen Einflüssen, wie dem Jugendstil, entstand. Vor allem in den 1920er Jahren erreichte diese Kunstströmung ihren Höhepunkt. Maßgeblich entscheidend für seinen Erfolg und seine Bekanntheit waren Ausstellungen seiner Werke im Salon de Paris in den Jahren zwischen den zwei Weltkriegen. Der Salon de Paris war eine regelmäßige Kunstausstellung, die neben anderen Salons in der Hauptstadt Frankreichs stattfand und 1667 von König Ludwig XIV. initiiert wurde, um den höfischen Geschmack zu propagieren. Zuerst durften nur Mitglieder der königlichen Kunstakademie teilnehmen, nach der Revolution von 1789 stand der Salon aber auch anderen Künstlern offen. Er entwickelte sich immer mehr zu einer Institution, wonach erst die Teilnahme eines Künstlers an einer Salon-Ausstellung die Grundvoraussetzung war, anerkannt zu werden. Für Alexander Kéléty war die Teilnahme am traditionellen Pariser Salon ein Meilenstein in seiner Karriere. Er konnte dort sogar mehrfach ausstellen.
Paris als passendes Publikum für Kélétys Werke
Paris gab Kéléty Recht. Sein Stil und seine Technik trafen auf viel Gefallen in Paris. Darum konnte er noch weitere Salons mit seinen Werken bestücken. Bei der Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes konnte er im Jahr 1925 ein Werk platzieren. Auf dem Salon der Société des Artistes Français konnte er in den Jahren 1927-1930 Büsten und Figuren aus Bronze, Terracotta und Elfenbein ausstellen. Im Jahr 1937 zeigte er auf der Weltfachausstellung Paris einige Skulpturen. Die meisten Werke wurden von Kéléty entworfen, aber nicht gefertigt. Das spricht für den Erfolg des Künstlers, auch wenn nicht viel über ihn bekannt ist. Denn nur, wer von seiner Kunst sehr gut leben konnte, war in der Lage, die ausführenden Arbeiten auszulagern.
Tiere und Natur als zentrales Thema des Art déco Künstlers
Durch seine detailgetreuen und eindrucksvollen Skulpturen, die vor allem die Faszination der Tiere darstellen, wurde der ungarische Künstler zu einem angesehenen Vertreter des Art Deco. Der geradlinige Stil reduziert die Figuren auf das Nötigste, wodurch genau die Eigenschaft zum Ausdruck kommt, die mit dem Motiv assoziiert wird. Der Stolz eines Hengstes oder die unermüdliche Motivation von Arbeitshunden ist in Kélétys Skulpturen auf den ersten Blick erkennbar.