Das Leben von Aristide Maillol
Aristide Maillol wurde als Sohn eines Tuchhändlers 1861 in Frankreich geboren und fand erst in seinen Zwanzigern zur Bildhauerei. Ab 1882 studierte Maillol zunächst bei den Malern Jean-Léon Gerome und Alexandre Cabanel an der Pariser École des Beaus Arts und bildete sich zeitweise auch im Bildhaueratelier der École des Art Décoratifs weiter. 1886 gründete er in Banyuls ein Atelier speziell für Bildteppiche. 1893 kam er in Kontakt mit dem Kreis der Nabis, welche als rebellische Pariser Kunststudentengruppe der Académie Julian galt. Maillol lebte in Paris stets in Armut. Dies sollte sich allerdings mit seiner Tätigkeit als Bildhauer ändern. 1898 wandte er sich ganz der Plastik zu, da ein schweres Augenleiden ihn dazu zwang, die Tätigkeit als Tapissier aufzugeben. Im Bereich der Bronzeplastik lässt sich Maillol durchaus als Autodidakt bezeichnen. Nachdem er zunächst Kleinplastiken aus Holz, Ton und Wachs fertigte fand Maillol etwa 1900 zum Material der Bronze. 1902 trat er mit seinen Skulpturen erstmals in die Öffentlichkeit. Eine Ausstellung in der Pariser Galerie Ambroise Vollard präsentiert eine Vielzahl faszinierender Stücke Maillols.
Aristide Maillol und die Bildhauerei
Beeinflusst durch die Künstler Paul Gauguin und Emile Bernard spezialisiere sich Maillol stilistisch gezielt auf die Grundbegriffe des plastischen Volumens, welche er vorrangig in Form von weiblichen Aktmotiven realisierte. Dabei inspirierte ihn besonders die Wirkungsweise griechischer Statuen, denen er auf einer längeren Reise durch Griechenland immer wieder begegnet war. Es heißt, dass er dem weiblichen, nackten Körper eine eine gewisse Schwere und Kraft verlieh, die stilistisch stets an die Vollkommenheit griechischer Statuen erinnerte.
Die moderne Skulptur nach Aristide Maillol: Der Torso „La Mediteranée“ (1905)
Maillols knappe, kubisch vereinfachte Stilisierung wurde in der europäischen Plastik zum bahnbrechenden Erfolg. Er gilt als zentraler Wegbereiter bei der sich vom Realismus befreienden Plastik und grenzt sich damit scharf von namenhaften Künstlern wie Auguste Rodin ab. Kennzeichnend für diese Stilisierung Maillols ist eine seiner ersten Plastiken, der Bronzetorso La Mediteranée, der zwischen 1902 und 1905 entstand und als Vorlage für den gleichnamigen, sitzenden Frauenakt dienen sollte. Der scheinbar unvollendete Körper präsentiert eine einfache, ästhetische Formgebung, die an antike Statuen erinnert und nachhaltig den Stil des Künstlers prägen sollte. Harry Graf Kessler erwarb das Stück 1905 und beauftragte den Bildhauer mit zahlreichen Folgeaufträgen, die seine finanzielle Lage als freischaffender Künstler erheblich verbessern sollten.
Aristide Maillol als Gegenpol Auguste Rodins
Während Auguste Rodin die inneren dynamischen Kräfte beim Aufbau seiner Skulpturen sprechen ließ, handelte Maillol stets nach klaren Gesetzmäßigkeiten. Die organisch abgerundete Linienführung des Künstlers ist auf eine strenge Formsprache zurückzuführen. Neben seinem Schlüsselwerk La Méditerranée wurden auch Skulpturen wie La Nuit (1902), La Montagne (1937), La Baigneuse Drapée (1927) und L´Air (1939) zu zentralen Stücken seines künstlerischen Schaffens. Eine Besonderheit ist dabei die öffentliche Sichtbarkeit seiner Werke. Viele Maillol Bronzen sind allgemein zugänglich, da sie sich auf öffentlichen Plätzen befinden. So auch der opulente Frauenakt Der Fluss (1938/39) vor der Hamburger Kunsthalle oder Die drei Nymphen (1930) im Jardin des Tuileries.