Aus Rückschlägen werden Triebfedern
Der Tod des Vaters traf die Familie schwer. Seine Mutter war allein nicht in der Lage, ein eigenständiges Leben zu führen. So zog sie nach New York in die Nähe ihres Sohnes. Dieser arbeitete neben seinem Studium als Assistent für verschiedene namhafte Bildhauer. Dadurch konnte er sowohl seine Fertigkeiten verfeinern, als auch sein Studium finanzieren und seine Mutter unterstützen. Unter anderem arbeitete er in dieser Zeit für John Massey Rhind (1860-1936), der ihm einen großen Auftrag für den mexikanischen Präsidenten Benito Juárez vermittelte. Er stellte die Statue des Präsidenten 1906 fertig. Dieser Auftrag brachte ihm eine Finanzspritze ein, die er nutzte, um sein künstlerisches Schaffen weiter voranzutreiben.
Paris - Die Stadt der Kunst
Er trat 1907 eine Reise nach Frankreich an. Drei Jahre lang studierte McCartan dort an der École des Beaux-Arts in Paris. In dieser Zeit lernte er vor allem von Jean-Antoine Injalbert (1845-1933) wichtige Elemente der Bildhauerei. Das Studium war von Erfolg gekrönt, denn er konnte im Salon de Paris ausstellen. Seine Kreativität erhielt durch den Aufenthalt in Paris einen Schub. Er begann 1908 mit der Arbeit an einer Marmorgruppe, die von Auguste Rodins (1840-1917) Der Kuss (1886) inspiriert war. Dieses große Projekt stellte er 16 Jahre später fertig.
Der Weg zum eigenen Atelier
1910 kehrte McCartan nach Amerika zurück. Er arbeitete nach seiner Rückkehr bei dem Künstler Karl Bitter (1867-1915), wo er die Skulptur Pan (1913) fertigte. Sie faszinierte die Kunstszene und wurde darum in der National Academy of Design und auf der Panama-Pacific International Exposition in San Francisco ausgestellt. Außerdem half er Herbert Adams (1858-1945) bei der Erstellung des McMillan-Springbrunnens (1912). Es folgten weitere Assistenzaufträge, wodurch er an seinen Stand vor der Reise nach Paris anknüpfen konnte. Im Jahr 1913 bezog McCartan schließlich sein eigenes Atelier.
McCartan - Ein mehrfach ausgezeichneter Künstler
Vor dem Einzug in sein eigenes Atelier schuf er sich eine finanzielle Grundlage, indem er Gartenskulpturen fertigte. Er selbst hatte kein reges Interesse an dieser Sparte der Bildhauerei, doch er fügte sich der Nachfrage der Kundschaft, um seine Erfolge voranzutreiben. Bei den Gartenskulpturen ließ sich McCartan von den Werken der Antike und von mythologischen Themen inspirieren. Trotz seiner mangelnden Hingabe für das Thema gewann er für diese Werke 1912 den Helen Foster Barnett Prize. Er behielt aus finanziellem Interesse dieses Thema bei und wurde noch mehrfach ausgezeichnet.
Kunst und Lehre gehen Hand in Hand
1914 wurde McCartan an den Lehrstuhl berufen. Er unterrichtete in der Abteilung für Skulpturen an dem Beaux-Arts Institute of Design in New York City. Dort dozierte er nicht nur. Er vertiefte außerdem seine Studien architektonischer Techniken und ornamentalen Designs. Der Künstler verschrieb sich im Laufe seines weiteren Lebens immer wieder der Lehre zum Beispiel an der Art Students League of New York. Auch er selbst bildete sich immer weiter und besuchte noch 1936 die American Academy in Rome.
Stetiges Schaffen führte zu bis heute bekannten Werken
Trotz Lehre riss McCartans Schaffen nicht ab. 1915 entstand die Skulptur Girl drinking from a Shell, die in der Albright Art Gallery ausgestellt wurde und die Betrachter mit ihrer jugendlichen Unschuld in Verbindung mit einer besonderen erotischen Ausstrahlung faszinierte. 1916 folgte die Skulptur Nymph and Satyr, die heute als eine der bekanntesten Werke des Künstlers gilt. 1923 entstand eine kleinere Version seiner bekannten Diana-Skulptur. Seine erste Skulptur der Diana wurde von dem Metropolitan Museum of Art gekauft. 1924 eröffnete er ein eigenes Studio in Manhattan, wo er seine Werke selbst ausstellte. Der Kunstliebhaber von heute kann McCartans Werke zum Beispiel in Chicago, South Caroline oder New York bewundern.
Erfolg, der jäh endet
In den späten 1930er Jahren lebte und arbeitete der Bildhauer in Kalifornien, wo er sich architektonischen Projekten und der Malerei widmete und sich von der Arbeit als Skulpteur zunehmend abwendete. Dies lag nicht zuletzt an seiner schweren Raucherlunge, die seine Kreativität deutlich beeinträchtigte. Er schuf einige Portraits und erhielt ansonsten nur wenige Aufträge. Der einst so erfolgreiche Künstler verstarb schließlich mittellos im Jahr 1947.