Das Leben von Honoré Daumier
Maler, Bildhauer, Grafiker und Karikaturist - Vielseitiges Talent und der Mut zur offenen Gesellschaftskritik machten den französischen Künstler Honoré Daumier zu einem der wohl bedeutendsten Vertreter seiner Zeit. Er wurde am 26. Februar 1808 in Marseille geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist wenig überliefert. Ab 1831 arbeitete Daumier für verschiedene satirische Magazine. Zahlreiche Lithografien wurden in den Zeitschriften La Caricature und Le Charivari abgedruckt. 1932 brachten ihn seine überspitzten Darstellungen öffentlicher Persönlichkeiten schließlich ins Gefängnis. Eine sechsmonatige Haftstrafe hielt den damals schon bekannten Karikaturisten allerdings nicht davon ab, auch künftig seine einschlägigen Lithographien und Plastiken zu verbreiten. Charakteristisch für die Malerei Daumiers ist eine starke Kontrastierung und klare Umrisslinien, die das Bildgeschehen akzentuieren. Die gekonnte Herausarbeitung von Persönlichkeiten in satirischem Kontext ließ Daumier zu einem beispielhaften Karikaturisten werden, der die Disziplin der politischen Karikatur bis in die Gegenwart hinein prägen sollte. Zu Lebzeiten erwies sich diese Genialität seines künstlerischen Schaffens allerdings als wenig gewinnbringend. Daumier verstarb erblindet und verarmt am 10. Februar 1879 in Valmondois in Frankreich.
Die Bronzeskulptur Ratapoil (1850) als Schlüsselfigur
Die meisten Skulpturen Daumiers sind im Bereich der Karikatur anzusiedeln. Dabei scheute der Künstler nie davor zurück, eben diese als wirkungsvolle Karte im politischen Diskurs auszuspielen. Diese Kritik realisierte Daumier unter anderem in Form seiner wohl berühmtesten Figur, der Gestalt des Ratapoil, welche dem Bonapartismus als autoritäre Herrschaftsform auf despektierliche Art und Weise ein Gesicht verlieh. So personifizierte Daumier gesellschaftliche und politische Defizite in einer einzigen Figur. Gewaltbereitschaft, List und Ungerechtigkeit werden zu elementaren Eigenschaften der Skulptur. Ratapoil ist die abgeschlagene Gestalt eines zwielichtigen Mannes mit verbeultem Hut und abgewetztem Gehrock, der sich auf einen opulenten Knüppel stützt. Dabei lässt Körperhaltung und Ausrichtung der Figur auf das im übertragenen Sinne fehlende Rückgrat schließen, welches in Kombination mit den provokanten Gesichtszügen die niederträchtigen Eigenschaften der Männergestalt wirkungsvoll hervortreten lässt. Ratapoil wurde zu einer gefeierten politischen Karikatur, die Bildhauerei und symbolträchtige Gesellschaftskritik wirkungsvoll verband.