Das Leben von Amedeo Modigliani
Der italienische Maler und Bildhauer Amedeo Modigliani kam am 12. Juli 1884 als Kind jüdischer Eltern in Livorno zur Welt. Ab 1898 bekam der junge Modigliani Malunterricht unter Guglielmo Micheli. Er genoss eine intensive künstlerische Ausbildung, bis er 1900 an Tuberkulose erkrankte. Gemeinsam mit seiner Mutter verbrachte er einige Zeit in Neapel und lernte die zahlreichen barocken Kirchen und Museen der Stadt kennen. 1902 zog es den aufstrebenden Künstler nach Florenz an die Scuola Libera del Nudo. Unter Giovanni Fattori studierte Modigliani Malerei. Die Folgejahre verbrachte er in Venedig, Rom und Paris, wo er sich schließlich im Künstlerviertel Montmartre niederließ und an der Académie Colarossi weiterstudierte. Doch wurde das Studium nur zu einem peripheren Bestandteil seines Lebens in Paris. Der Austausch mit anderen Künstlern wie Juan Gris, Pablo Picasso und Georges Braque im Atelier-Haus Bateau-Lavoir gehörten zum wichtigsten Zeitvertreib des jungen Künstlers. Während seiner Zeit in Paris setze er sich außerdem mit afrikanischer und griechischer Kunst auseinander, welche sein Schaffen als Bildhauer deutlich prägen sollte.
Modigliani und die Bildhauerei: Individuelle Stilisierung in Abgrenzung zu Auguste Rodin
Amedeo Modigliani machte es sich zur Aufgabe, einen modernen Skulpturbegriff zu schaffen, der sich klar vom dem Stil Auguste Rodins distanzieren sollte. Im Zuge seiner Spezialisierungsphase auf die Bildhauerei bezog der Italiener ein extra dafür vorgesehenes Atelier in Montparnasse. Charakteristisch für sein Schaffen sind hochstilisierte Bildnisköpfe, die ausgehend von einer stereometrischen Grundform außereuropäische Einflüsse geltend machen. So bewegte sich Amedeo Modigliani gezielt von europäischen Schönheitsidealen und Kategorien weg und näherte sich so einem eigenen Skulpturbegriff an. Dieser wies zwar stilistische Parallelen zu Picasso und Derain auf, unterschied sich aber in seiner Komplexität dennoch klar von ihnen.
Der Kopf einer Frau als Schlüsselwerk Modiglianis
Eine Vielzahl seiner Skulpturen zeigen säulenartige Köpfe, die er nach eigenen Aussagen Säulen der Zärtlichkeit nannte. Eine dieser Skulpturen, der Kopf einer Frau (1912) gehört heute dem Philadelphia Museum of Art und ist bezeichnend für die typische Darstellungsform Modiglianis, welche sich durch unnatürlich lange, schmale Gesichter mit langen Nasen und ruhenden Gesichtsausdrücken auszeichnet. Dabei wirken die maskenartigen Köpfe, welche meist aus Ton oder Bronze bestehen trotz ihrer Emotionslosigkeit stets anziehend auf den Betrachter. In seiner Heimat konnte Modigliani keinen großer Erfolg mit seinen charakteristischen Skulpturen verzeichnen. Ab 1915 begann er dann, seine Stilisierung auch in die Malerei zu übernehmen. 1919 endete seine aktive künstlerische Karriere mit einer Ausstellung im Pariser Salon d´Automne. Im gleichen Jahr erkrankte Modigliani erneut an Tuberkulose, was ihn am 24. Januar 1920 das Leben kosten sollte.